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Gedenken an die Pogromnacht 1938

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Am 9. November gedenken wir auch dieses Jahr der Pogromnacht am 9. November 1938, in der Jüdinnen und Juden in ganz Deutschland beleidigt, verhöhnt, verfolgt, misshandelt und getötet wurden. Synagogen wurden in Brand gesetzt, Wohnungen, Geschäfte und Büros zerstört, geplündert und beschmiert.  

Die Reichspogromnacht bildete einen Höhepunkt des Zivilisationsbruchs durch das nationalsozialistische Unrechtsregime, dem weitere unvorstellbare Verbrechen folgten, die in der Shoah mündeten, der systematischen Ermordung von 6 Millionen Jüdinnen und Juden. Der 9. November 1938 wird uns auf immer an die zahlreichen Opfer dieser Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten gemahnen und daran erinnern, wie wichtig es ist, allen Formen von Antisemitismus, Faschismus und Rassismus früh und entschieden entgegen zu treten. 

Es ist eine Schande und beschämt, wenn 85 Jahre nach dem 9. November 1938 Jüdinnen und Juden in Deutschland Angst haben, ihren Glauben offen zu zeigen, Gottesdienste zu feiern, zur Arbeit zu gehen oder ihre Kinder nur mit Sorge in Schulen und Kindergärten schicken können. Wenn jüdische Studierende an Universitäten antisemitische Veranstaltungen, antisemitische Schmierereien, Beleidigungen oder Bedrohungen erleben müssen. Wenn Brandanschläge auf Synagogen verübt werden, jüdische Gotteshäuser beschmiert und Häuser mit dem Davidstern „markiert“ werden. 

Wenn auf Straßen und Plätzen in Nordrhein-Westfalen bei Demonstrationen offen zum Judenhass und zur Vernichtung Israels aufgerufen wird und Antisemitismus zunehmend offen gezeigt wird, dann zeigt das, dass die Präventionsarbeit gegen Antisemitismus noch deutlich verstärkt werden muss. Und dass auch die Wehrhaftigkeit des Rechtsstaates täglich stärker gefordert wird. 

All dies geschieht nur wenige Wochen nach dem 7. Oktober 2023, an dem die Terrororganisation Hamas das schlimmste Massaker an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust verübte und Kinder, junge und alte Menschen in Israel auf bestialische Weise ermordete. 

Bei meinen Besuchen und Gesprächen in zahlreichen jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen in den letzten Wochen habe ich erfahren, wie groß seit dem 7. Oktober 2023 die Angst ist, dass die Geschichte sich wiederholen könnte und wie wichtig die Anteilnahme an den persönlichen Schicksalen ist. Denn viele Jüdinnen und Juden haben Familie und Freunde in Israel, um die sie täglich bangen. Die Menschen sind in tiefer Sorge um ihre Sicherheit und wünschen sich die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern, also von uns allen.

Diese Sorge darf uns nicht unberührt lassen. In einem Interview zur Radikalisierung der deutschen Gesellschaft nach dem 30. Januar 1933 hat Hannah Arendt geschildert, wie es sich anfühlt, wenn Freunde einen ohne Not im Stich lassen und wie auch damit der Weg für die späteren Gräueltaten bereitet wurde:

"... Das Problem, das persönliche Problem war doch nicht etwa, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten. Was damals in der Welle von Gleichschaltung, die ja ziemlich freiwillig war, jedenfalls noch nicht unter dem Druck des Terrors, vorging: Das war, als ob sich ein leerer Raum um einen bildete. (…) das habe ich nie vergessen."

Lassen Sie uns gemeinsam dafür arbeiten, dass dieser „leere Raum“ sich nie wieder bildet. Lassen Sie uns gemeinsam für Freiheit, Demokratie und für ein friedliches Miteinander aller Religionen in unserem Land kämpfen. 

Zeigen wir Haltung und zeigen wir den Jüdinnen und Juden in Nordrhein-Westfalen, dass sie nicht allein sind.  Lautstarker Hass und Hetze gegen sie dürfen in unserem Land, und in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.  Solidarität heißt, gegen diesen Hass und die Feindschaft aufzustehen, sich einzubringen und nicht zu schweigen. 

Es ist so einfach, etwas zu tun: Jeder kann das. Sei es im Familien- oder Freundeskreis, sei es im Beruf, im Verein oder im Sport: 

Nie wieder Antisemitismus. 

Nie wieder ist jetzt!

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