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Eine Brille liegt auf Akten

Forschungsprojekte und Studien

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Eine Brille liegt auf Akten

In den letzten Jahren ist das Problem des Antisemitismus wieder zunehmend ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gerückt. Insbesondere der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Yom Kippur, antisemitische Slogans und Bilder bei den Querdenker-Protesten und Übergriffe auf Juden durch pro-palästinensische Aktivisten haben für Politik und Medien sichtbar gemacht, was AntisemitismusforscherInnen seit Jahrzehnten betonen: Der Antisemitismus ist kein überwundenes Phänomen, er hat lediglich seine Gestalt gewandelt und sich dem öffentlichen Diskurs angepasst.

Um Studien und Forschungsprojekte zum besseren Verständnisses des sehr wandelbaren und oftmals auch latent oder in Chiffren codiert auftretenden Antisemitismus besser zu verstehen und geeignete Präventionsmaßnahmen sowie Handlungsempfehlungen zu entwickeln, stehen der Antisemitismusbeauftragten im Rahmen ihres Budgets entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung. Damit werden Forschungs- und Studienprojekte initiiert oder im Rahmen von Kooperationen zusammen mit anderen Partnern der Zivilgesellschaft und Wissenschaft durchgeführt.

 

Laufende Forschungs- und Studienprojekte

Nachfolgend finden Sie die laufenden Forschungs- und Studienprojekte, die durch die mit Mitteln der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen iniitiiert und finanziert werden.

 

Dunkelfeldstudie (2022-2024)

Eine neue empirische Untersuchung zur Verbreitung antisemitischer Vorurteile und Ressentiments in der Gesellschaft soll dazu beitragen, weitere Strategien für das gezielte Vorgehen gegen Antisemitismus zu entwickeln. Die Studie beleuchtet die unterschiedlichen milieuspezifischen und situativen Ausprägungen antisemitischer Rede- und Verhaltenspräferenzen und soll mit der zu gewinnenden Datenbasis den Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen gerade in spezifischen sozialen und situativen Kontexten, Formen und Ausmaßen erfassen und die Milieus erhellen. Diese Untersuchung soll die aktuell unzureichende Datenlage verbessern. Sie wird gemeinsam mit Prof. Dr. Heiko Beyer (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) und Prof. Dr. Lars Rensmann (Universität Passau) durchgeführt. Aus den Ergebnissen sollen dann Handlungsempfehlungen für die Arbeit der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen und der Landesregierung entwickelt werden, die eine gezieltere Präventionsarbeit ermöglichen.

 

Antisemitismus als soziales Phänomen in der Institution Schule (2021-2024)

Mithilfe von Unterrichtsbeobachtung soll erforscht werden, in welchen schulischen Handlungs-, Verhaltens- und Wissensräumen sich Antisemitismus äußert und wie eine nachhaltige Bildungsarbeit in diesem Zusammenhang ihre Wirkung entfalten kann. Die Studie wird durchgeführt von einer interdisziplinären Projektgruppe der Ruhr-Universität Bochum bestehend aus Prof. Dr. Karim Fereidooni (Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung), Dr. habil. Kristin Platt (Diaspora- und Genozidforschung) und Prof. Dr. Katja Sabisch (Gender Studies).

 

 

Weitere Studien und Forschungsprojekte

In Nordrhein-Westfalen sind eine Vielzahl von wissenschaftlichen Einrichtungen und zivilgesellschaftlicher Akteure an laufenden Forschungsprojekten beteiligt. Diese werden aus Landes-, Bundes- oder anderen Mitteln finanziert.

 

AE3G – Antisemitismuserfahrung in der Dritten Generation. Zur Reaktualisierung extremen Traumas bei Nachkommen von Überlebenden der Shoah

Im Fokus des interdisziplinären Forschungsverbunds steht die Antisemitismuserfahrung bei Nachkommen von Überlebenden der Shoah. Es soll untersucht werden, ob und wie der zeitgenössische Antisemitismus die Verfolgungserfahrungen der Großeltern im heutigen Leben der Dritten Generation transgenerational reaktualisiert.

Der Forschungsverbund besteht aus den drei VerbundpartnerInnen Prof. Dr. Yvonne Brandl an der Katholischen Hochschule NRW, Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel an der Technischen Universität Berlin und Dr. Kurt Grünberg am Sigmund-Freud-Institut (SFI) in Frankfurt am Main.

Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes im Rahmen der Förderrichtlinie "Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus"

Weitere Informationen Eintrag auf FoNA21

 

AIES – Antisemitismusprävention im europäischen Schulunterricht

Das Verbundvorhaben erforscht Dynamiken, Erscheinungsformen und Wirkungen des Antisemitismus in Europa und entwickelt in Kooperation mit Schulen in Deutschland, Frankreich, Spanien und Rumänien mehrsprachiges digitales Unterrichtsmaterial zur Antisemitismusprävention im fächerübergreifenden europäischen Schulunterricht.

An der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf leitet Prof. Ursula Hennigfeld aus dem Institut für Romanistik zusammen mit PD Dr. Jutta Weiser das Teilprojekt „Antisemitismus im deutsch-französischen Schulunterricht“. Im Rahmen der Projektarbeit werden in einer ersten Phase Lehrpläne, Schulbücher und Fachzeitschriften ausgewertet und qualitative Interviews an deutschen und französischen Schulen durchgeführt. In einer zweiten Phase wird digitales Unterrichtsmaterial entwickelt und an den kooperierenden Schulen erprobt.

Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes im Rahmen der Förderrichtlinie "Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus"

Weitere Informationen Eintrag auf FoNA21

 

EMPATHIA³ - EMpowering Police officers And TeacHers In Arguing Against Antisemitism

Der Verbund EMPATHIA³ professionalisiert angehende PolizistInnen und LehrerInnen im Umgang mit Antisemitismus. Dazu entwickelt, implementiert, und evaluiert das Projekt ein Kerncurriculum zur Antisemitismusprävention, -intervention und -repression, einen digitalen Test zur Erfassung von Wissen und Einstellungen und ein gemeinsames Kursprogramm für die Zielgruppen.

An dem Verbundprojekt wirken mit: Ruhr-Universität Bochum – Historisches Institut und Center for Religious Studies, Tikvah Institut gemeinnützige UG, Universität Bielefeld – Fakultät für Erziehungswissenschaft, Eberhard-Karls-Universität Tübingen - Hector Institut für Empirische Bildungsforschung und die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW.

Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes im Rahmen der Förderrichtlinie "Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus"

Weitere Informationen Eintrag auf FoNA21

 

Net Olam – Jüdische Friedhöfe im Fokus von Antisemitismus und Prävention

Jüdische Begräbnisstätten sind, für eine Minderheit existenziell, auf Dauer angelegt: „Bet Olam", Haus der Ewigkeit. Übergriffe zeigen jedoch, dass sie verletzliche Orte sind. Das Verbundvorhaben Net Olam leistet eine umfassende interdisziplinäre Datenerhebung und stellt eine neue Basis für weitere Forschung bereit. Durch Erarbeitung von Handreichungen zur Vermittlung bis hin zu konkreten Ansätzen zum Schutz gefährdeter Objekte (Grabsteine/Einfriedungen) werden interdisziplinäre Konzepte zur Prävention erarbeitet.

Es handelt sich um ein Verbundprojekt des Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen, der Technische Universität Braunschweig – Bet Tfila –Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Fachbereich „Erfassung jüdischer Grabmäler in Bayern“.

Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes im Rahmen der Förderrichtlinie "Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus"

Weitere Informationen Eintrag auf FoNA21

 

RESPOND – NEIN zu Judenhass im Netz! Entwicklung, Implementierung und Evaluierung eines Multiplikatorentrainings zur Bekämpfung antisemitischer Hassrede auf den sozialen Medien junger Menschen

Das Verbundvorhaben RESPOND! verfolgt das Ziel, eine Gegenstimme zur Bekämpfung antisemitischer Hassrede im deutschsprachigen Netz für junge Menschen zu entwickeln. Dafür werden zunächst die Manifestationsformen von Antisemitismus in den sozialen Medien sowie die Vulnerabilitäten und Kompetenzen junger Menschen im Umgang damit analysiert. Darauf aufbauend wird das RESPOND!-Multiplikatorentraining zur Entwicklung eines medienkompetenten Umgangs mit antisemitischer Hassrede im Netz entwickelt, implementiert und evaluiert. Erkenntnisse aus dem Multiplikatorentraining werden im letzten Projektjahr an Lehrerinnen und Lehrer weitervermittelt.

Das Projekt wird vom jüdisch-amerikanischen Touro College Berlin geleitet, das eng mit der Fachhochschule Bielefeld und der Universität Potsdam sowie mit der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der größten jüdischen Gemeinde in Deutschland, zusammenarbeitet.

Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes im Rahmen der Förderrichtlinie "Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus"

Weitere Informationen Eintrag auf FoNA21

 

Ritualpraxis – Jüdische Reaktionen auf Antisemitismus: die Entgrenzung des Sag- und Machbaren in der jüdischen Ritualpraxis

Das Verbundvorhaben untersucht, inwieweit Jüdinnen und Juden durch antijüdische Darstellung und ablehnende Reaktionen auf jüdische Ritualpraxis in ihrer Religionspraxis beeinflusst werden. Durch Workshops und die Entwicklung von verschiedenen Online-Materialien soll zur vorurteilsfreien Vermittlung jüdischer Ritualpraxis beigetragen werden.

Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e.V. führt im Rahmen des Gesamtprojekts eine diskursanalytische Medienanalyse zur Thematisierung des Judentums in deutschen Alltagsmedien durch.

Ziel ist es, jene Strukturelemente im Diskurs zu ermitteln, die nach wie vor für das ‚othering‘ verantwortlich sind, obwohl der politische und mediale Diskurs in großer Breite nunmehr den ‚Kampf gegen Antisemitismus‘ thematisiert. Ganz besondere Aufmerksamkeit gilt der Frage, ob und in welcher Form sich das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, das im März 2021 eröffnet und nun verlängert wurde, im aktuellen Mediendiskurs niederschlägt. Die Analyse kann auf Vergleichsdaten aus einer historischen Diskursanalyse zurückgreifen, die das DISS vor einigen Jahren zum deutsch-jüdischen Diskurs im 19. Jahrhundert durchführte, der vom Widerstand gegen Antisemitismus und gesellschaftlicher Marginalisierung geprägt war. Daraus ergaben sich rund zehn konkrete Fragestellungen, die nun erneut und mit noch größerer Dringlichkeit an heutige Diskurse herangetragen werden müssen.

Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes im Rahmen der Förderrichtlinie "Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus"

Eintrag auf FoNA21

 

 

Darüber hinaus gibt es Wissenschafts- und Forschungsnetzwerke sowie fachspezifische Lehrstühle und Institute, die sich mit Antisemitismus befassen, Präventionsmaßnahmen oder Handlungsempfehlungen entwickeln. Mit der Netzwerk-Datenbank der Antisemitismusbeauftragten besteht die Möglichkeit, entsprechende Akteure zu finden. Sollten Sie Hinweise zu laufenden Forschungsprojekten oder zu fehlenden Einträgen in der Netzwerk-Datenbank haben, schreiben Sie gern eine Mail an antisemitismusbeauftragte@stk.nrw.de.

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