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Portraitfoto von Sylvia Löhrmann

Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

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Mit den Worten „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken“, erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog 1966 den 27.01. zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch heute, 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die rote Armee, sind diese Worte hoch aktuell.

Der 27. Januar ist daher auch ein Mahnmal für die Verantwortung, die wir alle für die Gegenwart und die Zukunft tragen. Erinnerung ist ein Bestandteil unserer Identität, unserer eigenen und auch der Gesellschaft insgesamt. Zur deutschen Identität gehört heute die Erinnerung an die Shoa. Und das muss sie auch bleiben. Denn sie prägt, wie wir die Vergangenheit wahrnehmen, wie wir Gegenwart und Zukunft gestalten.

Dass nach einer aktuellen Umfrage der Jewish Claims Conference etwa 40 Prozent in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland angeben, nicht gewusst zu haben, dass etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden, oder auch dass in einer Umfrage aus dem vergangenen September 47 Prozent der Befragten in Nordrhein-Westfalen einen Schlussstrich unter die Geschichte ziehen wollen, macht den Auftrag, die Erinnerung wach zu halten und aktiv mit Leben zu füllen, wichtiger denn je. Es scheint, als hätten Teile der Gesellschaft vergessen oder nie begriffen, was der heutige Gedenktag zeigt: Wozu Hass, Hetze und menschenverachtende Ideologien führen können. Uns dies durch die Erinnerungsarbeit immer wieder bewusst zu machen und der nächsten Generation weiter zu geben, wird uns immer wieder neu vor Herausforderungen stellen. Oder, um es mit Elie Wiesel zu sagen: „Darüber zu sprechen, ist unmöglich, darüber zu schweigen, verboten“. 

Mit immer größerem historischem Abstand können auch immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen direkt Zeugnis ablegen. Und es sind nun insbesondere deren Nachfahren, die die Fackel der Erinnerung wachhalten. Umso mehr die Nachfahren die Erinnerung weitertragen, desto mehr rücken auch ihre so eng mit dem Schicksal der Eltern und Großeltern verbundenen Erfahrungen und Leben in den Vordergrund. Das Erlebte der Zeitzeugen hat Familien, Generationen geprägt und prägt sie noch heute. Der Umgang mit der Familiengeschichte ist dabei sehr individuell und vielfältig. Dies hat nicht zuletzt das Gespräch mit der beeindruckenden Familie Lewitan gezeigt, welches ich im Rahmen der Gedenkstunde des Landes und der Landesregierung Nordrhein-Westfalen führen durfte. 

Es sind die persönlichen Geschichten, die uns berühren, die die unfassbare Zahl von alleine in Auschwitz 1,1 Millionen Ermordeten der NS-Diktatur greifbar macht. Heinrich Heine hat so treffend formuliert: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“ – Geschichten von Verlust, von Schmerz. Und es sind Millionen Geschichten. Millionen Namen. Wir müssen die Stimmen derer hören, die nicht mehr sprechen können. Müssen sie weitertragen. Diese Geschichten sind es, die uns lehren, wie wertvoll unsere demokratischen Werte sind, wie wertvoll die universellen Menschenrechte sind. Wer in Deutschland lebt, hat eine Verantwortung, die Erinnerung an unsere Geschichte wach zu halten. Heute besonders, aber auch an jedem Tag!

 

Zur Familiengeschichte und dem Umgang mit der Vergangenheit der Familie Lewitan finden Sie in der ARD-Mediathek sowie im Podcast der Zeit.

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Zum 27. Januar

Mit den Worten „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken“, erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog 1966 den 27.01. zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
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Mit den Worten „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken“, erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog 1966 den 27.01. zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
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