Bild
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bei der Ausstellungseröffnung

Ausstellung „Werde Zweitzeug*in” im Landtag eröffnet

Bild
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bei der Ausstellungseröffnung

In der Wandelhalle des Landtags ist eine Ausstellung über Holocaust-Überlende zu sehen. Der Verein Zweitzeugen zeigt die Lebensgeschichte von Zeitzeugen der Verfolgung von Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus.

Am Freitag jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum 78. Mal. Für viele, gerade auch die folgenden Generationen, ist es zweifellos schwierig, sich das ungeheure Geschehen und die Gräueltaten des Nationalsozialismus vorzustellen. In Deutschland wächst nun bereits die dritte Generation in Frieden auf. Zudem haben viele Menschen hier in Nordrhein-Westfalen ihre Wurzeln in anderen Ländern. Viele stellen sich nicht selten die Fragen: Was hat das heute noch mit mir zu tun? Warum soll ich mich daran erinnern und mich mit dieser Zeit intensiv auseinandersetzen? Ich bin überzeugt, dass Menschen, die Zeitzeugen hören, der Beantwortung dieser Fragen ein großes Stück näher kommen. Daher ist es wichtig, die Zeit des Nationalsozialismus und des Menschheitsverbrechens des Holocaust nicht nur anhand von Zahlen und Fakten zu lernen, sondern auch durch die Erfahrungen und Erzählungen von Zeitzeugen. Es sind Millionen Opfer - es sind gleichzeitig auch Millionen Einzelschicksale. Jedes dieser Einzelschicksale hat es verdient erzählt zu werden.

Uns allen ist schmerzlich bewusst, dass das die Zeit der Zeitzeugen endlich ist. Ihre Geschichten zu sammeln und weiterzutragen hat sich der Verein „Zweitzeugen“ zur Aufgabe gemacht. Das Projekt „Zweitzeugen“ begleitet mich schon meine gesamte Amtszeit als Antisemitismusbeauftragte des Landes. Es war das erste große Projekt was ich im Bereich der Antisemitismusprävention fördern durfte und dies bis heute sehr gerne tue.

Schon bei den ersten Gesprächen war ich von dem Konzept überzeugt und das Engagement der Verantwortlichen hat mich begeistert.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

Der Verein hat mit seinem Projekt inzwischen 37 Geschichten dokumentiert. Sie hören den berührenden Geschichten zu und haben Konzepte entwickelt, diese Schülerinnen und Schülern näher zu bringen. In 2022 haben sie mehr als 3.800 Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen erreicht. Die Kinder und Jugendliche werden in den Workshops nicht nur zu Zweitzeugen, sondern werden auch ermutigt und befähigt, sich gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungen in ihrem Alltag einzusetzen.

Schon im Jahre 2012 haben die Initiatoren im Landtag eine Ausstellung präsentiert. Es ist bewundernswert wie weit die Initiatoren seitdem gekommen sind. Für den Verein engagieren sich rund 135 Ehrenamtliche und 22 Hauptamtliche und ermöglichen die Wirkungsarbeit. In den vergangenen Jahren waren auch die Initiativen in der Antisemitismusprävention vor neue Herausforderungen gestellt. Die persönlichen Begegnungen und der gegenseitige Austausch wurde stark eingeschränkt. Daher ist es umso schöner, dass wir heute wieder zusammenkommen können und diese besondere Ausstellung erfahren dürfen.

Margot Friedländer hat einmal gesagt: „ich spreche für die, die nicht mehr sprechen können“ – ich bin mir sicher, wenn auch die letzten Zeitzeugen nicht mehr selbst sprechen können, werden die „Zweitzeugen“ weiter für sie sprechen.

 

Zur Ausstellung

Besucherinnen und Besucher können die Schicksale von vier verschiedenen Menschen intensiv und interaktiv kennenlernen. Die Ausstellung wird auch während der Gedenkstunde zum Holocaust-Gedenktag am Freitag, 27. Januar 2023, zu sehen sein.

Es sind die persönlichen Geschichten der Zeitzeugen, die uns allen Erinnerung und Mahnung sind. [...] Die einfühlsame Ausstellung wird viele Menschen zu Zweitzeugen machen.

Landtagspräsident André Kuper

Die Ausstellung „Werde Zweitzeug*in” ist besonders für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren konzipiert, lädt aber Besucher jeden Alters dazu ein, die Überlebensgeschichten interaktiv zu entdecken und die Erinnerung an diese Menschen zu bewahren.

 

 

Der Präsident des Landtags, André Kuper, mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen und Sarah Hüttenberend und Ruth-Anne Damm vom Verein Zweitzeugen
Der Präsident des Landtags, André Kuper, mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen und Sarah Hüttenberend und Ruth-Anne Damm vom Verein Zweitzeugen. Foto: © Landtag NRW/Bernd Schälte
Beiträge filtern
Bild
Muster

Fünf Jahre SABRA

Seit 2017 leistet das Team von SABRA einen wichtigen und unerlässlichen Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus in Nordrhein-Westfalen. Die Arbeit umfasst insbesondere Einzelfallberatung für Betroffene von Antisemitismus und Rassismus, antisemitismuskritische Präventions- und Bildungsarbeit sowie Netzwerk- und Gremienarbeit auf kommunaler, Landes- und Bundesebene.
Bild
Muster

"Verantwortung in Fußballschuhen"

90 Minuten haben im Jahr 1970 mehr für die Beziehungen zwischen Israelis und Deutschland getan hat, als viele Jahre diplomatischer Anstrengungen zuvor. Diese Erfolgsgeschichte geht auf die Vision der Gladbacher Trainerlegende Hennes Weisweiler und des Shoa-Überlebenden Emanuel „Eddy“ Schaffer zurück: Ein Freundschaftsspiel eines deutschen Proficlubs gegen die israelische Nationalmannschaft. Davon ausgehend wurde nun eine Sonderausstellung in Mönchengladbach eröffnet.
Beiträge filtern
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5